Vor einigen Tagen war jenes viel beschworene Gipfeltreffen zur Europäischen Digitalen Souveränität. Eine große Show, bei der auch Open Source eine Rolle spielte. Die Überschrift deutet an, wie ich diese Rolle einordne.
Es ist aber trotzdem gut, mal von verschiedenen Seiten draufzuschauen.
Die Open Source Business Alliance (OSBA) fasst den Summit eher positiv gestimmt zusammen. Die bemerkenswerteste Aussage im Bericht der OSBA kommt vom Kanzler und die OSBA schreibt:
In den nächsten drei Jahren soll der Einsatz von openDesk auf alle Bundesbehörden ausgeweitet werden, im Bundesdigitalministerium, dem Kanzleramt und dem Robert-Koch-Institut wird der Open-Source-Arbeitsplatz schon heute im Rahmen von Pilotprojekten genutzt.
Auch eine von Österreich eingebrachte Charta für Digitale Souveränität und Resilienz wird positiv erwähnt, weil auch dort quelloffene Lösungen genannt werden.
Sicherlich kann man es auch positiv bewerten, dass es Open Source dann auch in die Berichterstattung zum Gipfel in die Mainstream-Medien zum Beispiel bei der Tagesschau geschafft hat.
Zu einer rundum negativen Einschätzung zum Gipfel kommt aber Christian Wölbert bei seiner Analyse für heise. Ich bleibe in meiner Beschreibung bei den beiden Zitaten oben.
Die Charta nennt Wölbert geradeheraus eine Ohrfeige für Open Source, denn dort steht:
Open-Source-Lösungen können eine wichtige Rolle bei der Stärkung der digitalen Souveränität spielen, sofern sie hohen Cybersicherheitsstandards entsprechen und, wo es angebracht ist, durch zuverlässige proprietäre Technologien ergänzt werden.
Nun ja, das ist schon ziemlich harter Tobak und klingt, als wäre Open Source Kindergarten-Software. In der Tat habe ich vor kurzem in einem eher ahnungslosen Rant die Bezeichnung Mickey‑Mouse‑Office-Version gelesen.
Auch die OpenDesk-Aussagen von Merz bewertet Wölbert anders. Das wären auch nur wachsweiche Absichtsbekundungen ohne auch nur den Ansatz von Verbindlichkeit.
Mein Fazit: Ich verstehe natürlich die Einschätzung der OSBA, denn immerhin gab es ja durchaus positive Aspekte. Insgesamt bleibt aber der Eindruck, dass die großen Player mal wieder ihr Feld abstecken und Open Source an den Katzentisch verbannen (wollen). Es steht zu befürchten, dass es ihnen gelingt.

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