To böller oder not to böller

Ein kurzer Einwurf zur Böllerdiskussion, die ja gerade jahreszeitlich bedingt wieder ansteht. Wer jetzt denkt:“ Boah, was soll das denn? Es ist doch längst alles gesagt!“, der darf gerne das Telefon zur Seite legen oder den Notebookdeckel zuklappen und eine Runde spazieren gehen. Soll gesund sein.

Die Argumente für und wider der Böllerei liegen ja eigentlich auf dem Tisch: Zu laut, Feinstaub, zerfetzte Hände und traumatisierte Tiere, Menschen, die durch Kriegserfahrungen aufgeschreckt werden viele mehr. Auf der anderen Seite wird mir das Begriffepaar Freiheit / Verbotskultur ein bisschen überstrapaziert. Man könnte sich auf das valide Pro-Böller-Argument „weil es Spaß macht“ beschränken. Man böllert, weil man das gerne tut. Warum denn nicht? Andere gärtnern, lesen Kafka oder schreiben Blog-Artikel.

Der Punkt, der mir auch in anderen Zusammenhängen immer auffällt: Es wird einfach immer mehr, immer lauter, immer länger. Es wird übertrieben. Früher (TM) gab es ein paar Kracher für die Kinder und der Familienvater hatte ein oder zwei Familienpackungen Raketen á fünf Stück. Die Böllerei dauerte 15 bis 20 Minuten und dann war das auch wieder vorbei. Was heute aus den Supermärkten gekarrt wird, das ist eine ganz andere Qualität.

Wo endet die berechtigte Freiheit und Feierlust der einen? Ab wann ist es keine Spassbremserei mehr, wenn man sich dagegen wehrt? Bis wann aber schon? Ich meine, das ist jenseits anderer Aspekte (Umwelt etc.) im Zentrum dessen, was da gerade gesellschaftlich ausgehandelt wird. Mit aller Polarisierung, die das so mit sich bringt.

Mich stört der typische Narrativ, man würde bald gar nix mehr dürfen, dabei sehr. Sind die Leute wirklich empfindlicher als früher? Oder ist der Unterschied zu früher eben doch die aktuelle Übertreibung, die es für viele so unerträglich macht.

Ich werde wie seit gut zwanzig Jahren keinen Cent für Feuerwerk ausgeben. Vorher habe ich keinen Pfennig dafür ausgegeben. Mir macht es keinen Spaß und ich bin dafür zu geizig. Aber ich werde vermutlich doch um Mitternacht auf einem Balkon stehen und mir ein paar Minuten explodierende Raketen anschauen. Sieht ja schon hübsch aus.