Badische Zeitung und SPD

Ich lese die Badische Zeitung seit ich hier lebe. Ich tue dies im Wesentlich deshalb, weil ich wissen will, was in und um meine Heimat herum so passiert. Seit ich in der Kommunalpolitik unterwegs bin, ist das natürlich noch wichtiger aber mein Leseverhalten war und ist davon unbeeindruckt. Es ist schon immer der Lokalteil, der mir wichtig ist.

Aber natürlich liest man auch den Rest der Zeitung und nicht wenig davon finde ich gut gelungen. Ich bin also nicht derjenige, der dauernd über sein Provinzblatt mault oder meint, dass die eigene Partei systematisch runtergeschrieben wird. Besonders SPD-freundlich ist das Blatt zwar nicht, aber welche Zeitung ist das schon (vorwärts ausgenommen).

Schlimm war allerdings die Berichterstattung zum Verzicht Sigmar Gabriels und Nominierung von Martin Schulz. „Gabriel wirft hin“ stand da in großen Buchstaben und was darunter kam, das traf weder meinen noch den allgemein sonst transportierten Eindruck zu den Ereignissen. Da ging es nur um ein finales Rumtrampeln auf jemanden, der vermeintlich schon am Boden lag. Der Kommentar von Thomas Fricker blies ins selbe Horn, kloppte auf Gabriel ein und sprach Schulz jegliche Eignung ab.

Ich war stinksauer, aber der beinahe gleichzeitig einsetzende Schulz-Hype lies mich das rasch vergessen.

Bis die Badische heute ihren Fehler eingestand. Fast ein Seite Leserbriefe, fast alle Gabriel für seinen selbstlosen Schritt lobend und die Berichterstattung der Zeitung tadelnd. Eine Auswahl:

» Es ist ein Menschenrecht, straucheln zu dürfen
» In schreiendem Kontrast zum gewohnten BZ-Stil
» Gabriel war halt nicht der oberste Parteibürokrat
» Für mich war es ein ausgesprochen starker Abgang
» Eine fragwürdige Behauptung nach der anderen

Immerhin – und das rechne ich der Badischen Zeitung hoch an – hat das Blatt wohl seinen Fehler erkannt. Die oben zitierten Briefe bildeten den Großteil der heutigen Leserbriefseite und die Redaktion legte nach. In einem erklärenden Beitrag räumt sie zumindest bei der Überschriftenwahl dann der Überbetonung der früheren Alkoholerkrankung von Martin Schulz einen Fehler ein. Immerhin.