[Ich schreibe ins Internet, weil es für die Kaninchen besser ist, wenn sie ein anderer züchtet.]

Nix vegane Fleischeslust!

Kartonschale mit veganer Currywurst. Links daneben liegen eine hölzerne Gabel und Baguettescheiben.

Vermutlich bin ich wieder ein paar Tage zu spät und die Sau ist (echt? vegan?) schon wieder aus dem Dorf rausgetrieben, aber ich will doch noch was zu einem sehr wichtigen Thema loswerden: Soll man denn nun die Fleischalternativen noch fleischlich benennen dürfen? Zu den jüngsten Entwicklungen in der EU verweise ich auf die Zusammenfassung bei topagrar: EU-Agrarausschuss will „veganes Schnitzel“ verbieten.

Die Überschrift ist genauso irreführend, wie Überschriften heute nun mal sind (Clickbait, galore!). Verboten werden soll nur die Bezeichnung veganes Schnitzel und nicht das vegane Schnitzel selbst.

Um das auf die kürzest mögliche Art zusammenzufassen: Ja. Die konservativen Sprachverbotsaktivisten (auf den Begriff bin ich auf mehreren Ebenen stolz) laufen mal wieder zur Topform auf. Die Begründungen der Fleisch- und Wurstschützer (Vorsicht! Nicht zu verwechseln mit Tierschützern!) lauten: Ehrliche Etikettierung (blablabla), kulinarische Traditionen (blablabla), Schutz der Landwirte (wovor denn?).

Darum geht es natürlich nicht. Es geht eigentlich auch nicht um Sprachverbote. Die sind nur Mittel zum Zweck. Es geht (ja, nix neues) nur um Industrieinteressen und in diesem Fall um die Interessen der allmächtigen Tierindustrie. Deren Lobby ist die mächtigste in Brüssel und der Begriff „Industrie“ ist da entscheidend. Es geht nicht um den bei uns in Südbaden typischen Kleinbauern oder den echten Metzgermeister um die Ecke.

Es geht um tonnenweise produzierte billige Fließbandwurst und das bringt mich zurück auf dieses Argument mit der ehrlichen Etikettierung. In der Geflügelwurst darf 20% Schwein sein. Das Schwein, das zu Schwarzwälder Schinken wird, muss nicht im Schwarzwald aufgewachsen oder geschlachtet worden sein. Hauptsache es wird irgendwo da oben verpackt. Tatsächlich gibt es im ganzen Schwarzwald gar nicht genug Schweine für die Menge an Schwarzwälder Schinken, die so über die Tresen gibt. Laut Wikipedia kommen sogar nur 10% der Schweinekeulen überhaupt aus Baden-Württemberg (da ist nicht alles Schwarzwald)! Da gibt es aber offensichtlich dann keine Verwechslungsgefahr oder Irreführung …

Wie dem auch sei: Ich darf schon mal vorsorglich die Fruchtsafthersteller warnen: Werbt lieber nicht mehr mit „viel FruchtFLEISCH“ und den geneigten Leser darf ich darauf hinweisen, dass die kulinarische Tradition (siehe oben!) und Delikatesse Fischmilch eher nicht von einer weiblichen Vertreterin dieser Spezies stammt.

Und da ich jetzt doch wieder bei der Sprache bin, will ich auf die konservativen Sprachverbotsaktivisten (so ein schöner Begriff!) zurückkommen und ihnen zurufen: Wenn es denn ginge, dann würde ich die vegane Wurst:in auch noch gendern!

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