Chancen begreifen

Wir leben ja in einer Zeit in der sich sehr viel ändert und man hat derzeit so ein bisschen der Eindruck, dass das ganze Land davor Angst hat und sich mit allem dagegen wehrt, was es so findet. Nicht nur auf der Ebene der Politik, sondern eben auch auf gesellschaftlicher Ebene.

Das könnte ganz anders laufen und dafür gibt es eigentlich jede Menge Beispiele. Ich will da einfach mal zwei herausgreifen.

Windkraftanlagen in Gemeindehand spülen Geld in die Kasse. Mitunter offensichtlich sogar so viel, dass man auf die Grundsteuer verzichten kann und damit spülen sie auch Geld in die Kassen der Bürgerinnen und Bürger, die eben diese Steuer nicht zahlen müssen. Geht bestimmt nicht überall und nicht überall gleich gut, aber es gibt einige Beispiele. Zum Beispiel im Eifel-Dorf Kerschenbach.

Man hört immer wieder, die Energiewende wäre vor allem für die stromhungrigen Städte und die Zeche zahlte der ländliche Raum. In diesem Fall sicher nicht so, die Städter profitieren von günstigem Ökostrom und die Menschen auf dem Land von den Einnahmen.

Vielleicht würde man auch andernorts die Grundsteuer gar nicht abschaffen, sondern die zusätzlichen Einnahmen zum Abbau vorhandener Schulden einsetzen oder für die Sanierung der Schule oder des Kindergartens. Egal, hier nützt Energiewende den Menschen vor Ort.

Zweites Beispiel: Flüchtende. Die bayerische Gemeinde Herbertshausen hat gleich fünf Mal mehr Flüchtende aufgenommen, als sie eigentlich hätten nehmen müssen. Der dortige CSU(!)-Bürgermeister sagt dazu in einem Interview sinngemäß: „Er sehe die Schicksale der Menschen, auch die Herausforderung der Integration, vor allem aber eines: die Chancen.“

Die kann man dann wahrnehmen und so muss die Bäckerei nicht wegen Personalmangels schließen. Dort arbeiten vor Ort „90 Menschen aus 14 Nationen“. Deren Deutsch ist nicht immer so toll, aber das stört die Semmel nicht.

Weiterer schöner Nebeneffekt: Die Flüchtenden helfen nicht nur gegen den Fachkräftemangel, sondern auch gegen die AfD. Ohne Angst funktioniert diese Partei nämlich nicht. Und zumindest in Herbertshausen ist sie deshalb auch deutlich schwächer als andernorts in Bayern.

Lasst uns also Chancen sehen.