… und ich möchte ergänzen: Es ist noch nicht einmal besonders kompliziert und es tut noch nicht einmal besonders weh. Vorneweg: Ich habe keine Lust, Einzelfälle zu diskutieren. Es wird immer Gründe geben, warum man nicht aufs Auto verzichten kann. Es geht um die Fälle, wo es geht und das sind viele. Ich tue das mit einer kurzen Liste, die unvollständiger nicht sein könnte.
Also los geht’s. Hier vier Fakten, über die ich wieder mal oder neu gestolpert bin.
1. Ganz frisch: Das 9-Euro-Ticket verringert die Stauzeit in der Hauptverkehrszeit. Laut Untersuchungen von TomTom in 23 von 26 untersuchten Städten. Darunter Freiburg. Die Badische Zeitung weiß mehr.
2. Die Zugkraft von gutem ÖPNV gilt nicht nur in der Stadt. Mein Vergleich hier: Anzahl der Fahrzeuge pro Tausend Einwohner: Merdingen (mein Wohnort im Freiburger Speckgürtel, ohne Bahnhof und nur mit schlechter Busanbindung): 660 Karren pro 1000 Einwohnern. Gottenheim direkt nebenan: Ähnliche Größe aber S-Bahn-Anschluss: 587. Macht gut 10% weniger.
3. Leider finde ich die Quelle dazu nicht mehr, aber ich erinnere mich grob an den Inhalt. Der besagt, dass Menschen, die sich E-Bikes oder Lastenbikes kaufen, recht schnell ihre gefahrenen Kilometer drastisch erhöhen, gar verdrei- und -vierfachen. Yeah, auch bei Lastenbikes. Nicht so wirklich das Mittel der Wahl für Ausflugsfahrten.
4. In meinem Landkreis müssen wir sehr genau zwischen dem Rheintal und dem Hochschwarzwald unterscheiden. Was im Flachland des dicht besiedelten Rheintals geht, funktioniert im bergigen und dünnbesiedelten Hochschwarzwald nicht notwendigerweise auch. Wir werden im Schwarzwald also weniger gut auf Autos verzichten können. Aber: Macht die elektrisch! Der Hochschwarzwald kann viel Windstrom erzeugen und damit unter anderem diese Autos laden. Ein durchschnittliches Windrad dreht sich drei Mal, braucht vielleicht 30 Sekunden dafür und mit dem dabei erzeugten Strom fährt ein normales E-Auto 100 Kilometer weit.
Ich bleibe dabei: Die Mobilitätswende bekämen wir super schnell hin, wenn wir denn wollten. Es ist nur eine Geldfrage und eine Frage der richtigen politischen Entscheidungen. Kostengünstiger und guter ÖPNV. Förderung der Fahrradmobilität, Ausbau der erneuerbaren Energien.
Ja, der Ausbau des ÖPNV ist teuer, aber wir haben das Geld dafür. Auch das will ich noch erläutern, bzw. das habe ich schon erläutert. These: Das Gejammere über die Ausbaukosten hat viel mit medialem Framing zu tun. Alles ÖPNV wird teuer geredet, alles Auto nicht erwähnt.
Wir erinnern uns an den Ausbau der Breisgau-S-Bahn. Da sind die Kosten ins „Unermessliche“ explodiert. 300 Millionen Euro wurden am Ende ausgegeben. Für 200 Kilometer Neubaustrecke. Macht 1,5 Millionen pro Kilometer. Hätte man besser mal nochmal 100 Mio draufgelegt und Ausweichmöglichkeiten entlang der Strecke gebaut. Das wären dann unfassbare 2 Millionen pro Kilometer.
Zum Vergleich: Es wird gerade eine Bundesstraße in meinem Landkreis geplant, da kostet der Kilometer vor Preisexplosion 14 Millionen Euro. Zehnmal so viel. Vor der üblichen Kostenexplosion. Diesen Vergleich habe ich hier schon mal zusammengefasst.
Das Geld ist also da. Man muss es nur dafür einsetzen. Man muss es wollen, man muss es machen.
Geht das zu Lasten der armen Autofahrer? Ja, vielleicht schon. Wir werden Privilegien streichen müssen und die milliardenschweren Subventionen vom Auto abziehen. Stichwort Dieselsubvention oder Dienstwagenprivileg. Andererseits: Jedes Auto, das freiwillig aufgegeben wird, blockiert dann halt auch nicht mehr die, die noch fahren müssen oder wollen. Siehe Punkt eins meiner Liste.