Gestern morgen ging die Corona-Warn-App des Robert-Koch-Instituts an den Start und die Wucht der Reaktionen in den digitalen Medien war erwartbar heftig. Ich will das mal für mich sortieren und meine Eindrücke recht ungefiltert und unsortiert aufschreiben.
Die Fangemeinde
Es war schon irgendwo zwischen rührend und belustigend anzusehen, wie meine Chroniken auf Facebook und Twitter mit Screenshots der frisch installierten Apps gerade zu explodiert sind. Irgendjemand hat dann irgendwo gemutmaßt, dass das zur Aktivierung der App wohl machen muss, anders könne man das nicht mehr verstehen. Das habe ich dann auch da und dort kommentiert, denn ja, diesen Eindruck konnte man gewinnen.
Die App-Gegner-Trolls
In meiner Blase ist offensichtlich niemand, der irgendwelche empörten Überwachungsstaat!!!1!!11!!!-Posts raushaut. In Kommentaren findet man das eher. Ich frage dann immer, woran sie das festmachen. Trolle zu fragen ist eigentlich ein ganz probates Mittel, sie ab und zu blöd dastehen zu lassen. Mache ich ganz gerne.
Die Digitalisierungsangst
Ich habe relativ viele erlebt, die die App schlicht und ergreifend aus einem Angstgefühl heraus ablehnen. Da kommen dann oft Fragen, wie: „Was macht das mit unserer Gesellschaft“ oder ähnlich. Ich denke, da geht es nicht nur um diese an sich ja recht popelige App, das ist eine allgemeine Überforderung und Angst vor diesem Digitalen. Ich beginne langsam zu begreifen, was mit dem Begriff „Digitale Transformation“ gemeint ist. Diese Menschen von der App zu überzeugen ist von vorne herein zum Scheitern verurteilt und deshalb ist es gut, dass die App eh freiwillig ist.
Die Apple-Lücke
Leider können noch relativ weit verbreitete und viel genutzte Apple-Geräte die App nicht nutzen, weil ihnen das Low Energy Bluetooth fehlt, das für das Tracing genutzt wird. Doof, aber halt eine Konsequenz des an sich richtigen Ansatzes, keine Bewegungsprofile aufzuzeichnen. Da gab es ein paar enttäuschte Kommentare, die ich nachvollziehen kann.
Will die App Zugriff auf den Standort?
Nein, das will sie nicht. Leider muss aber bei Android-Geräten der Standort aktiviert sein, weil Android unter dem Standort die Kombi GPS und Bluetooth versteht. Das ärgert manche, weil sie den Standort immer aus haben. Google ist es egal. Die tracken sowieso und wenn das GPS aus ist, dann machen die das halt über die Funkzellen. Trotzdem etwas doof, aber halt nicht die Schuld der App.
Will die App will die Kamera nutzen?
Nein, das will sie im Normalbetrieb nicht. Wenn man sich aber bei der App als infiziert meldet, dann will die App einen Nachweis dafür. Das kann ein Barcode auf dem Bescheid sein, den man abscannt. Dafür braucht die App dann den Zugriff auf die Kamera.
Es gibt also kein rationales Argument gegen die App, sondern nur ein paar wenige bedauerliche technische Beschränkungen und die Angst vor der digitalen Transformation. Die hat schon auch ein paar ganz handfeste Punkte. Die Sorge, dass man ohne App nicht mehr in Gaststätten darf, ist real. Dass man derzeit stattdessen auf Listen die Hosen runterlässt, die oft genug alle nachfolgenden Gäste lesen können, sei dahingestellt. Es ist einfach diese Angst, dass man zu solchen digitalen Lösungen gezwungen wird, die man aus einem Gefühl der Überforderung nicht mitmachen will. Corona wirkt wirklich wie ein Brennglas.