Der Rechtsrutsch in unserem Land ist frappierend und bringt unsere doch noch junge Demokratie ernsthaft in Gefahr. Was passiert, wenn wir weiter zuschauen, das können wir aktuell live und in Farbe in den USA sehen. Dort übernimmt gerade ein durchgeknallter Milliardär das Land. Unterstützt wird er von eine paar postpubertären Computerjungs und einer orangefarbenen Marionette. Das alles passiert in Rekordgeschwindigkeit und soll auf Europa ausgeweitet werden.
Wenn ich ehrlich bin, dann bin ich mir aktuell nicht sicher, ob ich auch in einer Demokratie sterben werde. Noch vor ein, zwei Jahren hätte ich einen solchen Satz sicher nicht geschrieben.
Wir müssen also endlich aktiv werden, auch wenn das anstrengend ist. So ein bisschen auf Social Media rumliken und hie und da was teilen reicht da nicht. Aber was tun? Hier ein paar Überlegungen meinerseits. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ohne den Anspruch, dass alle alles tun müssen, können oder auch wollen.

Geht zu Demonstrationen.
Ja, wir alle haben den Eindruck, dass die ganzen Demos vom Frühjahr 2024 nichts gebracht haben und auch was jetzt im Frühjahr 2025 gelaufen ist, hat die Umfragewerte der Braunen scheinbar nicht beeinflusst. Aber wissen wir das wirklich so genau? Wer weiß, wo die sonst liegen würden. Abgesehen davon machen zumindest mir die Zahlen und Bilder der Demos immer wieder Mut. Wir sehen, wir sind eben doch viele.
Reden, reden, reden.
Das heißt oft genug auch einfach viel erklären. Wir (zumindest ich) beschäftigen uns wohl jeden Tag und ausgiebig mit Politik. Uns sind die gerade aktuellen Themen alle sehr präsent und wenn wir den Wahl-O-Mat machen, dann müssen wir nur noch darauf achten, ob die Aussage positiv oder negativ formuliert ist. Ansonsten wissen wir worum es geht und die Entscheidung fällt uns je nach politischer Einstellung sehr leicht.
Das ist natürlich nicht bei allen so und das kann man auch nicht verlangen. Da sind wir dann schon auch in der Pflicht, die Dinge gerne auch mal ein bisschen einfacher zu erklären. Das erfordert neben dem Reden natürlich erst mal zuhören, zuhören, zuhören.
Bei Vereinen, Organisationen und Initiativen mitarbeiten.
Es gibt viele für unsere Demokratie relevante gesellschaftliche Organisationen und Initiativen, bei denen man mitmachen kann. Gewerkschaften, Kirchen und so mancher Verein, der sich zum Beispiel mit Fragen zur Geschichte beschäftigt. Dazu zählt zum Beispiel auch das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold.
Letztlich zählt da auch jeder Sport- oder Musikverein darunter. Überall geht es um Gemeinschaft und Gemeinwohl und nach dem Training oder der Probe wird ja auch noch über dieses und jenes diskutiert. Auch über Politik.

Vernetzt euch.
Wenn die Nazis eines viel besser können als wir, dann ist das Vernetzung und Austausch. Wir haben die Tendenz, dass wir zwar auch viele Initiativen auf die Schiene bekommen, diese aber kaum miteinander sondern halt nebeneinander agieren. Das macht uns kleiner, als wir sind und es kostet uns einfach auch sehr viel Kraft, wenn wir alle unsere Erfahrungen selbst machen müssen.
In der Freiburger Gegend wurde dieses Problem erkannt und Dejan Mihajlović hat die Initiative #dranbleibenJETZT gestartet. Dahinter steckt eine Intranet-Anwendung, die einfach zu bedienen ist und einen schnell Austausch erlaubt. Ich empfehle allen Demokratie-Initiativen in der Freiburger Gegend da mitzumachen.
In eine demokratische Partei eintreten.
Da ziehen vermutlich so einige die Augenbrauen hoch. Meinetwegen. Letztlich sind es aber die Parteien, die die Politik gestalten und umsetzen. Die sich im Zweifelsfall zusammenraufen müssen und das auch tun. Ich kenne auf Bundesebene nichts anderes als Koalitionsregierungen und damit sind wir in den letzten Jahrzehnten nicht schlecht gefahren. Auch nicht die letzten dreieinhalb Jahre.
Auf meiner kleinen kommunalen Ebene im Dorf-Gemeinderat müssen wir uns auch immer wieder einigen. Keine Partei hat dort eine Mehrheit und oft genug geht es tatsächlich in jede Richtung querbeet.
Idealerweise tritt man nicht nur in eine Partei ein, sondern arbeitet auch mit. Das muss aber nicht die Voraussetzung für den Eintritt sein. Es ist auch völlig in Ordnung den Laden durch Mitgliedschaft und Mitgliedsbeitrag zu unterstützen.
Bisschen Werbung muss sein: Meine Empfehlung ist die älteste demokratische Partei dieses Landes.