Ich bin immer wieder stark für die Verwendung des Begriffes Schwurbler oder Geschwurbel im Zusammenhang mit den Freiburger Demonstrationen gegen die Coronapolitik kritisiert worden. Seither beschäftige ich mich mit der Gruppe „Freisein Freiburg“, die hinter den Demonstrationen steckt, und dabei vor allem mit deren offenen Telegram-Kanal. Der hat aktuell rund 2.300 Mitglieder, von denen einige auch rege posten. Ich habe den Eindruck, dass der Kanal auch moderiert wird, denn einige Posts sind nach meinem Eindruck auch wieder verschwunden.
Ich habe mittlerweile eine kleine Sammlung von Screenshots besonders skurriler Posts, will in diesem Beitrag aber eine Sache herausnehmen, die so ein bisschen zeigt, wie das so ist in dieser Szene und wer welche Rolle spielt. Im besagten Post (siehe Bildschirmfoto) findet sich ein Video wonach jede 37. Spritze Biontech tödlich sein soll. Das Video zeigt den Anwalt Reiner Füllmich, der wenig erfolgreich versucht, mit Schadensersatzklagen gegen „alles Corona“ Geld zu verdienen.
Der Zinnober ist ziemlich schnell entzaubert, denn nach dieser Quote müssten von gut 1 Millionen Sterbefällen in Deutschland in 2021 rund 3 Millionen durch den Impfstoff verursacht sein. Nein, das ist kein Tippfehler. Es ist eine einfache Rechnung:
Laut dem Impfdashboard des Gesundheitsministeriums wurden in Deutschland bislang ca. 190 Millionen Impfdosen geliefert, davon entfielen 136 Million auf den Biontech-Impfstoff. Von den gelieferten Dosen sind 88% bereits verimpft. Bei Biontech wären das dann ca. 120 Millionen. Wäre tatsächlich jede 37. Impfung tödlich, dann ergäbe das ca. 3,2 Mio Todesfälle, von denen beinahe alle in 2021 gestorben wären. Laut Statistischem Bundesamt gab es in 2021 aber nur etwas mehr als einer Million Todesfälle.
Passt also hinten und vorne nicht zusammen und entlarvt diesen Rechtsanwalt. An dieser Stelle könnten wir lachen und die Sache halt als Geschwurbel (sic!) abtun und zwar im Sinne der im Wikipedia-Screenshot genannten Inhaltslosigkeit dieser Aussage.
Dieses Video wurde aber von einer Person in den Kanal geteilt, die sich nur „M“ nennt und die direkt darunter folgendes postet:
Ich mag mich täuschen, aber dieser Post macht den Eindruck, dass diese Person „M“ wirklich glaubt, was Füllmich da so von sich gibt. Wir könnten wieder lachen, klar. Aber selbst meine einfache Rechnung beruht halt schon auf einer gewissen Recherche (siehe Links im Text oben) und Vorgehensweise. Das kann nicht jede*r und das muss auch nicht jede*r können und das soll nicht überheblich klingen.
Worauf ich hinaus will, ist nämlich etwas anderes. Bei alledem darf man sich nämlich schon fragen: Cui bono? Wer profitiert? Bei Füllmich ist das klar: Er versucht aus der Pandemie Profit zu schlagen. Dazu braucht er Angst und Skandal und Verschwörungsglauben. Nur so bringt er gutgläubige oder verängstigte Menschen dazu, ihm für seine „wichtige Arbeit“ Geld zu spenden (er nennt es wohl aus rechtlichen Gründen Schenkungen) oder sich aussichtslosen Klagen anzuschließen. Es würde mich nicht wundern, wenn er tatsächlich nix von dem selber glaubt, was er da verzapft – ich gehe eigentlich sogar davon aus.
Die Person „M“ fällt darauf rein und arbeitet für Füllmich mindestens dadurch, dass sie ihn durch solche Posts bekannt macht und hält. Diese kostenlose PR braucht der nämlich halt auch, der Angstlevel muss hoch gehalten werden. „M“ ist vielleicht unfreiwillig ein Werkzeug von Füllmich.
An dieser Stelle komme ich auf den Kanal „Freisein Freiburg“ und die Freiburger Demos zurück. Ich glaube, da rennen jeden Menge „M“ mit. Die kommen entweder aus dem esoterischen Bereich oder sind halt einfach generell mit der Pandemie überfordert und dadurch ängstlich.
Um die tut es mir leid. Wichtig aber ist mir: Die rennen ja nicht nur dem Füllmich hinterher sondern eben auch den Leuten, die hinter den Freiburger Demos stecken. Die kenne ich zwar weniger gut als Füllmich, aber es stellt sich auch hier die Frage:
Cui bono?
Außerdem: Geschwurbel klingt immer so nach Dorfdepp, vielleicht ist die Bezeichnung auch zu harmlos?