Als regelmäßiger Nutzer der Breisgau-S-Bahn zwischen Breisach und Freiburg steigt in mir die Verzweiflung über dieses im tiefsten Kern vermurkste Projekt. Zum Fahrplanwechsel Mitte Dezember sollte alles besser werden. Es wurde schlimmer und es ist an Stümperhaftigkeit kaum noch zu überbieten.
Ein kleiner Bericht zur vergangenen Woche …
Montag Morgen. Angepeilt ist der Zug ab Wasenweiler um 7:26. Schon lange vorher meldet die App: Zug fällt aus wegen kurzfristigem Personalmangel. Das ist schon eine Verbesserung zu bisherigen Zugausfällen. Die sind sonst erst fünf Minuten vor der geplanten Abfahrt in der App.
Montag Abend. Der Zug kommt und sogar auch pünktlich. Es ist aber nur ein halber Zug und entsprechend voll. Tochter berichtet, dass eine spätere Verbindung auch nur mit einem halben Zug bedient wurde.
Dienstag Morgen. Ich fahre an diesem Tag nicht, aber ein Freund schickt mir ein Bildschirmfoto der App: Zug um 8:10 Uhr ab Wasenweiler fällt aus.
Mittwoch morgen. Zug kommt pünktlich. Es ist das kürzeste Gespann, das sie haben und schon ab Wasenweiler recht gut gefüllt. In Gottenheim wird nicht gekoppelt, sondern die Fahrgäste des nördlichen Kaiserstuhls dürfen zu uns umsteigen. Es wird nicht das große Gruppenkuscheln, aber der Füllstand der Bahn ist vor dem Hintergrund der Pandemie eine Frechheit.
Am Donnerstag war ich nicht unterwegs und Freitag komme ich gut nach Freiburg und auch wieder heim. Fast bin ich schon halbwegs versöhnt mit meiner BSB-Woche, da ruft die Tochter an und will in Gottenheim abgeholt werden. Sie ist dort mit der S-Bahn gestrandet, es wären die falschen Wägen aneinandergehängt worden.
Gleichzeitig erreicht mich die E-Mail einer jetzt ehemaligen Mitfahrenden: „Jetzt ist es soweit, ich fahre mit dem PKW zur Arbeit, da ich letzte Woche an einem Tag zwei Zugausfälle hinnehmen musste. Jetzt ist‘s genug!“ Ich ertappe mich dabei, dass ich diese Reaktion bei nur zwei Ausfällen in einer Woche fast schon etwas verweichlicht finde! Das zeigt aber bestenfalls, wie ernüchtert ich bereits bin. Ich kann die Frau verstehen und bin eher gespannt, wann ich so reagiere.
Ein paar Tage vorher hat mir die Deutsche Bahn auf eine Beschwerde hin geantwortet. Es ist das übliche Kundenkommunikations-Blabla: Die Gründe für das Chaos seien leider sehr vielschichtig und komplex, nicht alles wäre beeinflussbar und es gäbe kein Pauschalrezept. Man arbeite täglich mit hohem Einsatz und die Maßnahmen zur Stabilisierung der Betriebsqualität zeigten schon an vielen Stellen eine positive Wirkung … und so weiter. Mir tut der arme Kerl leid, der das schreiben muss und von mir dann gleich eine Antwort bekommt.
Ich habe keine Lösung zu diesem Problem. Ich erkenne auch, dass es verschiedene Gründe für die Probleme gibt. Aber ich frage mich, wie denn diese S-Bahn zwischen 1999 und 2019 weitestgehend problemlos zwischen Breisach und Freiburg hin- und herfahren konnte und warum das jetzt überhaupt nicht mehr geht. Wenn man nachfragt, sind immer die anderen Schuld. Als Fahrgast interessiert mich das nicht. Die Beteiligten müssen an einen Tisch und eine Lösung finden. Verantwortlich dafür ist der Stuttgarter Verkehrsminister. Der ist grün und dem ist bislang auch noch nichts besseres eingefallen, als den leidgeprüften Fahrgästen einen Monatskarte zu erstatten. Lösungen sehen anders aus.