Jeden Morgen fahre ich derzeit mit den Bus von Merdingen nach Freiburg. An der Paduaallee in Freiburg angekommen bin ich im ÖPNV-Paradies. Dort beginnt es am Morgen und dort endet es am Abend. Ein Tagesablauf.
Bus, Linie 31 ab Brücke. Kurz vor acht. Da fährt er immerhin so grob im Halbstundentakt. Das ist in Ordnung. Das Paradies beginnt an der Paduaallee deshalb, weil ich da auf einmal richtig Alternativen habe. Ich kann Straßenbahn fahren, einen anderen Bus nehmen. Beide bringen mich in die Nähe meiner Arbeitsstelle und stehen in der Regel eh schon rum. Wenn ich woanders hin muss, auch kein Problem. Die 1 bringt mich flockig ins Stadtzentrum. Von da ist es auch nicht mehr weit.
Und jetzt ganz neu: Frelo. Leihräder, die mich als Inhaber einer personalisierten Regiokarte exakt nix kosten. Sehr geil. Ein für mich wahnsinnig gelungenes Beispiel dafür, dass es nicht nur um ÖPNV oder Taktung geht. Es geht schlicht um Mobilität und die wird mir so auf unfassbar gute Art und Weise angeboten. Anders will ich nicht unterwegs sein.
Abends kann ich wieder aus dem Füllhorn schöpfen. Bis zur Paduaallee komme ich immer. Entweder VAG-App raus und Verbindung suchen oder halt auf irgendein Frelo hüpfen. Alles sehr easy, alles sehr cool.
An der Paduaallee ist Schluss. Linie 31 oder halt nix mehr. Hauptverkehrszeit, alles klar. Aber wehe es wird mal später. Letzter Bus ab Paduaallee um 20:48. Den um 23:13 will die VAG-App hartnäckig nicht lernen und die Spanne dazwischen ist einfach auch viel zu lange. Ich bin schon mehrfach mit der 32 nach Waltershofen gefahren und dann über den Berg gelaufen. Soll ja gesund sein.
Die Konsequenz: Auch in Sachen Mobilität gibt es einen krassen Unterschied in Sachen ÖPNV zwischen Stadt und Land. Die in der Stadt – vor allem die Jungen – erwarten vermehrt eine autofreie Stadt. Die auf dem Land interessieren sich gar nicht erst für den ÖPNV und schwören nach wie vor auf das eigene Auto, egal wie lange der Stau auf dem Zubringer ist.
Ein aktueller Kommentar im Tagesspiegel fasst das ganz gut zusammen.
Der Kommentar zeigt auch Lösungsmöglichkeiten auf. Kerngedanke: Stadt und Land müssen nicht gleich sein. Lasst den Dorfmenschen das Auto und bietet sinnvolle Ergänzungen an. Rufbusse und dergleichen. Genau. Eigentlich nicht anders, als oben beschrieben: Es geht nicht nur um Taktung, es geht um Mobilität. Die braucht verschiedene Angebote und einen einfachen Weg, um sich darin zurecht zu finden. Den bietet die Digitalisierung. Einfache Apps finden schnell und unkompliziert die passende Verbindung.
Wenn man eine Verbindung hat. Zum Netz. Aber das ist eine andere Baustelle.