Spiegel online titelt „63 Prozent der Türken in Deutschland stimmten für Erdogans Reform“. Das klingt frustrierend und das ist es auch. Man hat sofort das Bild des schlecht integrierten Türken im Kopf, der einfach nicht in dem Land ankommen will, in dem er lebt.
Ganz so ist es aber nicht.
Dazu ein paar nackte Zahlen. Nach Wikipedia leben in Deutschland rund 3 Millionen Menschen türkischer Abstammung. Das sind ja wohl die, die wir so gerne als „die Türken“ bezeichnen. Davon sind aber rund die Hälfte Deutsche, da sie sich einbürgern ließen. Diese 1,5 Mio fallen schon mal raus, denn die waren gar nicht wahlberechtigt.
Bleiben 1,5 Millionen wahlberechtigte Türken in Deutschland. Davon sind aber nur die Hälfte wählen gegangen. Das sind an sich schon mal ziemlich viele, weil es ja gar nicht so viele Wahllokale gab. Es erfordert schon einen ziemlichen Enthusiasmus, wenn man zum Beispiel von Freiburg nach Karlsruhe fahren muss um zu wählen. Zum Vergleich: Manch Bürgermeisterwahl in Deutschland hat eine deutlich niedrigere Wahlbeteiligung und da ist das Wahllokal eher so um die Ecke.
Macht 750.000 Wähler. Davon haben 38% mit Nein gestimmt. Das sind dann rund 285.000 Menschen.
Die restlichen 465.000 haben die Demokratie in der Türkei abgewählt. Das sind genau 465.000 zu viele und mir fehlt jegliches Verständnis dafür.
Aber es waren nicht „die Türken“.