Stresst G8, G9 eher Bildungspolitiker als Schüler?

Ein schönes Beispiel, wie unterschiedlich man doch Studien interpretieren kann. Zumindest auf den ersten Blick. Hintergrund: Der baden-württembergische Kultusminister Andreas Stoch hat in einer Studie das acht- und das neunjährige Gymnasium vergleichen lassen. Viel Unterschied hat der Bildungsforscher Ulrich Trautwein offensichtlich nicht gefunden. Vielleicht, aber das könne man abschließend nicht sicher sagen, vielleicht sind die G8ler etwas gestresster. So verstehe ich das aus zwei Artikeln, die ich dazu gelesen habe.

Oder auch nicht. Denn zumindest in den Überschriften unterscheidet sich der taz-Artikel sehr deutlich von dem in der Badischen Zeitung:

» G8 stresst Schüler – Mehr Stress, weniger Zeit für Freunde: Das achtjährige Gymnasium in Baden-Württemberg wirkt sich aufs Sozialleben der Schüler negativ aus. « titelt die taz.

» Ist das G 9 wirklich besser und entspannter? – Studie eines Bildungsforschers widerlegt Vorurteile / Schüler, die in acht Jahren das Abitur machen, sind nicht gestresster « stellt die Badische fest.

Vielleicht stresst G8 auch nur Eltern, Bildungspolitiker und Journalisten, die darüber schreiben müssen.

Ich persönlich bin kein Fan des G9-Experiments. Entweder man macht etwas oder man lässt es. Ich fände die Energie besser angelegt, wenn man einfach G8 weiter entwickelt und so richtig ordentlich auf die Schiene stellt. Das Lavieren zwischen zwei Systemen wirkt sonderbar.

Lieber bei weniger Schuljahren das Umfeld verbessern, z.B. durch kleinere Klassen, als viel Energie in einen Schulversuch mit nur wenigen Schulen stecken. Es freut mich, dass Stoch und die GEW das auch so sehen.