Mindestlohn – Erfolg oder Bürokratiemonster

Seit der Einführung des Mindestlohns höre ich viel Kritik. Hauptsächlich kommt die von Arbeitgebern, die eigentlich über Mindestlohn zahlen – sagen sie zumindest – und nun mit Stundenzetteln „malträtiert“ werden. Das kann ich ein bisschen nachvollziehen, denn plötzlich werden redliche Arbeitgeber pauschal unter Verdacht gestellt. Die Reaktionen sind da zum Teil heftig, die „Schuldige“ kommt gleich mit auf den Stundenzettel.

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Vielleicht schauen wir aber mal etwas genauer hin: Pro Arbeitnehmer geht es um ein Blatt pro Monat. Da muss man jeden Arbeitstag aufschreiben, wann man angefangen hat, wie lange man Pause gemacht hat, wann man wieder gegangen ist und wie lange man also gearbeitet hat.

Bürokratiemonster? Ehrlich?

Halten wir es doch mal mit den Fakten. Die sind naturgemäß noch dünn, denn es sind gerade mal 100 Tage seit der Mindestlohn eingeführt wurde. Aber der Spiegel hat das mal recherchiert und das herausgefunden:

  • Es bekommen derzeit nur rund 4,4 Prozent tatsächlich mehr Geld. Das ist nicht so prickelnd, aber diese Menschen können es sicher brauchen.
  • Es sind noch keine Arbeitsplätze weggefallen. Das ist sehr gut.
  • Die Zahl der Minijobs geht zurück. Das ist gut, denn Minijobs verhindern reguläre Arbeit und sind oft der legale Deckmantel für Schwarzarbeit.

Keine schlechte Bilanz für ein Gesetz in den Kinderschuhen. Aber man sollte dranbleiben: Vielleicht sollte man die Bürokratieanforderungen überprüfen. Nicht so sehr, weil es unzumutbar viel Arbeit wäre. Das ist es nicht. Es bleibt aber der schale Beigeschmack, dass man ganze Branchen und einen Generalverdacht stellt. Damit sollte man sensibel umgehen. Aber auch klar feststellen: Es wird betrogen. Auf dem Rücken der Beschäftigten. Gerade da wo das Geld steckt.