Über das Verlieren im Gemeinderat

Mein Hauptbetätigungsfeld in der Politik, meine Leidenschaft ist der Merdinger Gemeinderat. Da bin ich seit gut zehn Jahren unterwegs und da kann ich viel mit entscheiden, viel gestalten. Bestimmt habe ich da mit meinen Einwürfen und Ideen auch schon was erreicht, aber ich habe da auch schon sehr mächtig verloren.

Die größte und ernsthaft für mich schmerzhafteste Niederlage war die Stellungnahme der Gemeinde zum Nahverkehrsplan vor wenigen Monaten, das heißt zur Busanbindung unserer Gemeinde in den nächsten Jahrzehnten. Es gab da ein Fenster, diese Anbindung zu verbessern und das war mit absoluter Sicherheit das einzige Fenster, das ich in meiner politischen Laufbahn erleben werde. Es sollte nicht sein.

Was wirklich zurückbleibt bei mir, ist, wie mich in der entscheidenden Sitzung die Herren Heiko Menner und Jürgen Escher von der CDU wie einen kleinen Jungen runter gemacht haben. Wie den letzten Dorfidioten, der vom ÖPNV keine Ahnung hat. Zwei Gemeinderäte der CDU, die den Bus der Linie 31 im Normalbetrieb wahrscheinlich ein paar Jahrzehnte vorher zum letzten Mal von innen gesehen haben. Die Mehrheit war auf ihrer Seite, da kann man das so machen.

Ich habe meine Niederlage geschluckt. Das war für mich bei diesem Thema nicht einfach, aber so ist Politik.

Jetzt hat Jürgen Escher bei einem für ihn sehr wichtigen Thema vollumfänglich verloren. Er hat sich wie ein Löwe für das Bikezentrum mit Spielhalle eingesetzt und ist schlicht von einer umfassenden Mehrheit nicht im Rat, aber im Dorf in die Schranken gewiesen worden. Ich kann sehr ernsthaft und ohne Häme nachvollziehen, wie sich das anfühlt.

Er hätte es akzeptieren können, wie ich diese sonderbar in der Luft hängende Linie 31 akzeptiere. Das wäre möglich gewesen. Er hat es nicht getan.

Er hat vielmehr als schlechter Verlierer nachgekartet. Er hat die Bürgerinitiative auf für mich völlig unverständliche Art und Weise scharf angegriffen und er hat die finanzielle Situation der Gemeinde auf geradezu absurde Art und Weise schlecht geredet.

Politik lebt vom Einsatz und das schließt ein, dass man sich eine sehr blutige Nase holt. Das muss man akzeptieren in diesem Geschäft und das scheint nicht allen zu gelingen.