Anspruch, Wirklichkeit und ein nur scheinbarer Widerspruch

Baden-Württemberg ist mit 0,2% der für Windräder bereitgestellten Flächen das Schlusslicht in Sachen Ausbau der Winderenergie. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Dass wir deutlich hinter Schleswig-Holstein liegen, geschenkt. Im Norden und an der Küste und vor der Küste bläst es nun mal besser. Aber Hessen und das Saarland liegen ähnlich gut im Rennen und – ohne, dass ich es jetzt im Detail nachgeforscht hätte – die hessische und saarländische Offshore-Windindustrie ist vermutlich übersichtlich.

Ja, liebe Grüne, das müsst ihr euch vorwerfen lassen. Ihr stellt seit gut zehn Jahren den Ministerpräsidenten und da ist das Umweltministerium natürlich gesetzt. „Liegt alles an den schlimmen Vorgaben des Bundes“, ist die Standardausrede und genau das ist es: Eine Ausrede. Die Groko hat viel verhindert und mies vorgelegt. Aber für alle. Nicht nur für Baden-Württemberg. Trotzdem ist der Abstand zu vielen anderen Ländern tatsächlich dramatisch.

So richtig peinlich wird es bei einem Blick auf den grün-schwarzen Koalitionsvertrag: 1000 Windräder sollen in dieser Legislaturperiode in BW werden. 2021 waren es 28 Stück. Mehr als in der Legislatur davor, nix im Vergleich zum hohlen Versprechen, von dem Kretschmann nichts mehr wissen will.

Man könnte meinen, ein riesiges Problem für die Grünen in Sachen Glaubwürdigkeit bei der Wählerschaft. Die Zahlen sprechen dagegen.

Vielleicht werden die Grünen ja dafür gewählt, dass sie grün reden aber nicht so sehr grün handeln? Ablasshandel an der Wahlurne. Das passt ganz gut zu meinen kommunalpolitischen Erfahrungen. Auch da fallen mir die Grünen im Kreis und in der Region gerne mal als Nimby-Bremser auf. Alles öko, nur nicht hier. Irgendein seltener Vogel findet sich immer. Eidechsen werden auch gerne genommen.