Durch einen Post auf Facebook wurde ich auf einen „großen Skandal“ rund um den BionTech-Impfstoff hingewesen. Schlimme Zahlen wurden bekannt, nachdem die Veröffentlichung gerichtlich erzwungen wurde. Über 1.200 Tote und über 150.000 unerwünschte Ereignisse nach 90 Tagen impfen. Schlimmeres hat es noch nie gegeben. Klingt dramatisch. Schauen wir uns mal die Quellen an.
Der Facebook-Post zitiert einen Blogbeitrag von corona-transition.org. Der ist dann ebenfalls sehr aufgeregt geschrieben, was ich bei medizinischen Themen schon eher nicht so schnufte finde, aber – naja – es geht ja um einen riesigen Skandal, da darf einem die Sprache schon mal etwas verrutschen. Bevor ich das nochmal genauer lese und weiter klicke, schaue ich mir erst mal diese Webseite genauer an. Mache ich oft in solchen Fällen und erste Anlaufstelle ist da immer das Impressum. Immerhin, es gibt eins. Für die Seite verantwortlich ist ein Verein der nennt sich Corona Reset. Das klingt, als sollte es mit Corona von vorne los gehen, aber das ist vermutlich nicht gemeint. Dazu gibt es eine Adresse in der Schweiz in der Nähe von Luzern. Schön dort! Kenne die Gegend.
Wenn man noch etwas rumscrollt auf der Seite, dann findet man sogar zwei Namen. Der eine ist der Vorsitzende des Vereins, der andere der Chefredakteur der Seite. Ebenso findet man eine Vereinssatzung. Nach der besteht der Vorstand aus drei Personen: Präsident, Vizepräsi und Kassierer. Den Namen des Präsidenten kenne ich nun schon, die anderen bleiben ein Geheimnis.
Die Redaktion besteht scheinbar aus Freiwilligen und sechs namenlosen Journalisten in Teilzeit. Es gibt auch noch ein paar Aussagen zum Ziel dieser Publikation. Es geht im Wesentlichen gegen die einseitige Coronaberichterstattung führender Medien und für die Unterstützung von allem, was sich dagegen wehrt.
So richtig transparent ist das alles nicht. Die meisten Beiträge auf der Seite haben keine Namensnennung und mit üblichen Suchmaschinen kommt man auch nicht weiter. An sich würde ich an genau dieser Stelle schon die Segel streichen. Nichts, aber auch gar nichts ist an dieser Webseite vertrauenswürdig, alles ist sehr intransparent und dubios. Alles.
Aber egal. Wir müssen uns ja noch um die Toten kümmern. Also zurück zum Ursprungspost und nochmal genauer lesen. Der Bericht behandelt einen Blogbeitrag der amerikanischen Journalistin Celia Farber. Ihr Blog heißt „The Truth Barrier“. Verheißt schon mal nix gutes, denn Publikationen die schon das Wort Wahrheit im Namen führen klingen immer irgendwie sektenhaft, finde ich. Gleich unter der Überschrift ist eine kleines Bildchen der Autorin mit dem Namen daneben. Wenn man mit der Maus über das Bildchen fährt, dann erscheint ein kleines Textfeld und da steht folgendes drin:
„Celia Farber, Investigative historian of deep fake virus agendas, from „HIV“ to „Covid-19,“ anti-tyranny in all forms, contributor to The Epoch Times, UnCoverDC.“
Jessas! HIV ist eine deep fake virus, also ein frei erfundenes Virus, das gibt es gar nicht und SarsCov2 auch nicht. Ein schneller Check auf der amerikanischen Wikipedia bestätigt, dass die Frau eine Virenleugnerin ist. Wow. Wir sind im Reich der Verschwörungserzähler angekommen. Passt zu EpochTimes und vermutlich auch UnCoverDC, aber das kenne ich nicht.
Auch hier: Normalerweise wäre ich jetzt raus. Aber wir haben ja noch die vielen Toten und Nebenwirkungen. Was hat es damit auf sich?
Schauen wir uns also diesen ominösen Bericht mal an, der da jetzt öffentlich wurde. Schon der Dateiname hat es in sich: „5.3.6-postmarketing-experience.pdf“. Klingt eher nach einer Evaluierung einer Werbekampagne und zugegebenermaßen sehr sonderbar im Zusammenhang mit Nebenwirkungen oder Totenzahlen während einer Impfkampagne. Schon der Dateiname zeigt doch, dass Pfizer da was verheimlichen will! Mein Facebook-Autor findet das mit sehr sarkastischem Unterton „Reizend“. Jep, könnte ich unterschreiben, wenn ich nicht mal schnell den Begriff „postmarketing experience“ und FDA (zuständige Behörde für die Zulassung von Medikamenten in den USA) in die Suchmaschine geworfen hätte. Dort findet man für diese Begriffe jede Menge Dokumente. Unter anderem einen „Guide to Industry“ zum Zulassungsprozess von Medikamenten und Vakzinen. Diese Dinge werden selbstverständlich auch nach der Markteinführung weiter beobachtet und unter Punkt 5.3.6 (!) werden „Reports of Postmarketing Experience“ verlangt. Der Name kann einem missfallen, aber so nennt das halt der Gesetzgeber und NICHT der böse Pfizerkonzern.
Aber kommen wir zu den Zahlen. Gleich zu Beginn lernen wir, dass sie aus rund 42.000 Fallberichten erstellt wurde, die bis Ende Februar 2021 eingingen. Die Berichte schilderten knapp 160.000 Vorkommnisse. Die meisten Berichte kamen aus den USA, aber auch viele aus Europa.
Darunter waren 1.223 Todesfälle, die in einem zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung registriert wurden. Allein in den USA, England und Deutschland wurden im relevanten Zeitraum zusammen rund 80.000.000 Menschen geimpft (Quelle ourworldindata.org – siehe Abbildung). Die anderen im Bericht genannten Länder vernachlässige ich mal. Das entspricht der Population Deutschlands. In Deutschland sterben im Winter aber pro Woche um die 18.000 Menschen. Dass also 1.200 in einem zeitlichen Zusammenhang mit einer Impfung passieren, das zeugt eher von nachlässigem Zählen. Das müssen viel mehr sein.
Von den 150.000 Nebenwirkungsfällen gehen übrigens ein gutes Drittel auf Schmerzen an der Einstichstelle zurück und auch sonst liest man größtenteils normales Zeug (Durchfall, Husten). In der aus dem Bericht in den amerikanischen Blogbeitrag kopierten Liste klingt das alles dramatisch, weil die medizinischen Fachbegriffe verwendet werden. Insgesamt ist der Bericht so harmlos, dass ich mich wirklich frage, warum er nicht von vorneherein öffentlich gemacht wurde.
Fazit: Es tut mir leid, aber sowohl der Facebook-Post, wie auch der deutsche und der amerikanische Blogbeitrag sind nichts als reißerische Panikmache. Es werden mögliche Fälle als bestätigte Fälle dargestellt und überdramatisiert. Die freundliche Bezeichnung dafür wäre: Geschwurbel.
