Bin ich froh, dass ich nicht mehr zu Elternabenden muss und auch sonst aus diesem Erziehungsbusiness raus bin. Ich könnte die Diskussionen und das Gejammere über den schädlichen Einfluss der Wischrechner und der sozialen Medien auf unsere armen Kinder nicht mehr ertragen.
Schon meine Erfahrung deckt sich überhaupt nicht mit diesen sonderbaren Aussagen. Aber das ist halt so ein Ding mit der eigenen Erfahrung. Die kann einen ganz schön täuschen. Und deshalb ist es gut, dass es Wissenschaft gibt. Die kann das nämlich untersuchen und das tut sie ja auch (Quelle: siehe Ende des Texts). Manchmal mit gewaltiger Anstrengung: Gut 12.500 Kinder und Jugendliche wurden sieben Jahre lang begleitet. Jahr für Jahr wurden ihre Handynutzung und ihre Lebenszufriedenheit bestimmt und abgefragt. Das Ergebnis: Nix. Die Zeit vor diesen kleinen Dingern hat wenig bis gar nix damit zu tun, ob die Kinder zufrieden aufwachsen oder eben nicht. Sie beeinflussen ihre Entwicklung nicht wirklich. Es ist nichts sicher messbar.
Wäre es nicht toll, wenn sich solche Ergebnisse mal genauso rumsprechen würden?
Eigentlich sind sie ja auch gar nicht so überraschend: Weder die Einführung des Buchdrucks noch des Fernsehers haben die Menschen in den Untergang gestürzt. Warum sollten es jetzt die ja gar nicht mehr so neuen Medien tun? Vielleicht könnten wir uns dann wieder mehr überlegen, wie wir das Internet vernünftig nutzen können? Falls das nötig ist. Die Kids kriegen das ja schon mal ganz ordentlich selber hin und brauchen uns da eher nicht.
Das bringt mich zurück zu meiner Erfahrungswelt. Ja, ich bleibe dabei, die eigene Erfahrung kann einen sehr täuschen. Ich wage es trotzdem: Das Problem sind wir Alten. Wir verstehen das mit dem digitalen Zeug einfach nicht mehr so und deshalb macht es uns Angst. Das projizieren wir dann halt auf den Nachwuchs. Wenn ich sehe, was in meiner Facebook-Blase an Schrott gerade von den Alten weiterverbreitet wird, dann ist da wohl was dran. Bei den Jungendlichen sehe ich in der Regel keinen Müll.
Ein Punkt in der Zusammenfassung der Studie ist mir dann aber doch noch aufgefallen. Die Wissenschaftler diskutieren da die Unzulänglichkeiten der bisherigen Forschung. Klar, das tun Wissenschaftler immer, denn sie wollen ja weiter forschen. In diesem Fall sehe ich das aber auch als ein berechtigtes Anliegen und teile deshalb deren Einschätzung: Die Internetgiganten müssen endlich feinkörnige Datensätze über die Nutzung ihrer Angebote zur Verfügung stellen.
Quelle: Wer möchte, des Englischen fähig ist, oder weiß, wie man deepl.com nutzt, der kann den Artikel auch im Original lesen. Die Wissenschaftssprache ist aber schwer zu verdauen. Der Artikel diskutiert einen kleinen Effekt bei Mädchen, schätzt ihn allerdings als nicht sehr relevant ein.