Trauerspiel Digitalkompetenz

Wir müssen unsere Jugendlichen vor den sozialen Medien schützen – tönt es Land auf Land ab. Verbote müssen her! Die Mobiltelefone überfordern unseren Nachwuchs. Die Welt wird untergehen. Mindestens.

Liebe Erwachsene: Schließt bitte mal nicht so viel von euch auf andere. Und schon gleich nicht auf euren Nachwuchs.

Ich bin ja nun sehr viel in den sozialen Medien unterwegs. Die nennt man auch gerne asozial und oft sind sie es auch. Aber bestimmt nicht nur wegen dem, was die Jungen da so teilen. Viel, viel mehr stellen da gerade die Exemplare aus meiner Alterklasse plus/minus 20 Jahre den größten Mist ein.

Da wird jede gängige Verschwörungstheorie geteilt: Von den Chemtrails über den Impf-Autismus bis zur Flourid-Zahnpasta ist alles dabei. Jede noch so obskure Meldung von dubiosesten Webseiten mit Impressumsadressen auf weit entfernten unbekannten Südseeinseln werden zielsicher in meine Timeline gespült. Ausländischen Propagandasendern wird höchste Glaubwürdigkeit entgegengebracht.

Passt so schön zur allgemeinen Weltuntergangsstimmung, oder was?

Meist reicht einmal googlen oder ein schneller Blick auf mimikama.at und schon ist der Müll entlarvt. Oft poste ich das dann in den Kommentaren aber das interessiert dann auch eher nicht.

Mag ja sein, dass wir an der Digitalisierung zugrunde gehen. Wenn, dann aber sicher an der digitalen Inkompetenz der Eltern- und Großelterngeneration und nicht, weil unsere Jungen nicht klarkommen.

Update: Mein Eindruck täuscht mit nicht. Rentner teilen sieben Mal häufiger Schrottnachrichten als Jugendliche. Quelle: Science Advances