Das Leid mit der Leitkultur

Die verbalen Entgleisungen eines abgehalfterten Ex-CDUlers sind an sich ja furchterregend, aber ich bin es sehr müde, jede Provokation aus dieser dunklen Ecke der deutschen Politik zu kommentieren. Immerhin aber bin ich durch diesen Scheiss (excuse my French) auf den Originalartikel von Aydan Özoguz aufmerksam geworden und der ist jede Diskussion wert.

Der vielzitierte Satz „Kein Wunder, denn eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizierbar.“ ist natürlich etwas provozierend formuliert, aber das gehört sich auch so für eine Debatte. Da ist ein Zuspitzen schon mal angezeigt, um dann auf den Punkt zu kommen. Der da lautet: Deutschland ist mit seinen Regionen eher geprägt durch kulturelle Vielfalt als durch kulturellen Einheitsbrei, vulgo Leitkultur.

Vieles von dem, was zur Leitkultur so allgemein gezählt wird, ist auch nicht speziell Deutsch, denn – so ihr Beispiel – Bildung zählt auch andernorts als ein hohes Gut und hilft vulgo auch nicht weiter.

Sie plädiert deshalb für ein politischen Leitbild, das das Grundgesetz in den Mittelpunkt stellt. Eine in meinen Augen sehr vernünftige Idee und eine, die wir allen Neubürgern und solchen, die es bleiben wollen, aber vermehrt auch wieder den eigenen Leuten mehr als nahebringen sollten. Interkulturelle Öffnung als Angebot und sichtbare Anstrengungen bei der gesellschaftlichen Teilhabe. Keine schlechte Idee als Gesellschaftsvertrag, aber halt auch keine simple Antwort.