Auf dem Gehweg an einer Ecke geparkter PWK.

Jede Menge Karren im Landkreis

Heute hat das Statistische Bundesamt die Zahlen zu den in Deutschland meist herumstehenden mitunter auch gefahrenen PKW veröffentlicht. Ernüchternder Titel der Pressemitteilung: PKW-Dichte im Jahr 2022 erneut auf Rekordhoch. Nur in Berlin sinkt die Zahl der PKW pro Tausend Einwohner leicht, sonst steile Zunahmen.

Ich habe mir das zum Anlass genommen, mal die Zahlen für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald zusammenzutragen. Das kann man beim Statistischen Landesamt Baden-Württemberg tun. Ist eine fitzelige Arbeit, da man das extra für alle 50 Gemeinden im Kreis tun muss. Habe mir in Anlehnung an die bundesweite Statistik die Zahlen pro Gemeinde und für die Jahre 2022 und 2012 rausgesucht. Es ist sehr gut möglich, dass die ein oder andere dieser 100 Zahlen falsch übertragen wurde. Wer einen Fehler entdeckt darf mir das gerne melden, dann korrigiere ich das.

Wenn ich über den gesamten Landkreis mittle, dann haben wir 620 PKW je 1.000 Einwohner (Abkürzung im Rest des Textes: PKW/1.000EW) gegenüber 566 vor zehn Jahren. Ein Zuwachs von 8,5 %. Mit allen diesen Zahlen liegen wir recht nah am Durchschnitt für Baden-Württemberg und über den deutschlandweiten Zahlen (2012: 534 / 2022: 583)

Hier die Grafik für alle 50 Kreisgemeinden sortiert nach den Zahlen von 2022 von viel nach wenig Autos je 1.000 Einwohner. Die Tabelle mit den exakten Zahlen steht am Ende dieses Blogposts.

Ganz oben steht Eschbach mit 763 PKW/1.000EW und ganz am Ende dann Merzhausen mit 487 PKW/1.000EW. Dass Merzhausen mit den wenigsten Autos klar kommt, leuchtet ein. Immerhin ist es ja eigentlich mit Freiburg verwachsen und profitiert entsprechend vom dort hervorragend ausgebauten ÖPNV und auch einfach der räumlichen Nähe. Und trotzdem liegt der Merzhausener Wert um rund 20% über dem Freiburgs (404 PKW/1.000EW). Warum am anderen Ende der Skala Eschbach fast anderhalb mal so viele Karren wie Merzhausen braucht, kann ich nicht erklären. Vor allem der sehr hohe Zuwachs deutet auf einen Sondereffekt hin. Weiß da jemand was?

Allgemein schwanken die Zahlen sehr stark und auch die Veränderungen über die letzten zehn Jahre. 22 der 50 Kreisgemeinden melden zweistellige Zuwächse. Dem gegenüber liegt der Zuwachs bei 11 Gemeinden unter 5%. Hier fällt wieder Merzhausen auf, aber auch Umkirch. Das sind die einzigen zwei Gemeinden, bei den sich der PKW-Bestand seit 2012 sogar ein bisschen (rund 1%) verringert hat.

Was ebenso auffällt: Man könnte denken, dass die PKW-Zahlen im Hochschwarzwald gegenüber dem Rheintal höher wären. Das stimmt überhaupt nicht! Mit Eisenbach und Oberried sind nur zwei HSW-Gemeinden unter den zehn autoreichsten Kommunen. Dem gegenüber sind drei unter den Top-Ten der Blechsparer: Titisee-Neustadt, Feldberg und Hinterzarten. Letzteres kann es sogar schon fast mit Merzhausen aufnehmen!

Das statistische Bundesamt konstatiert in der deutschlandweiten Auswertung eine ungebremsten Trend zum Zweit- und Drittwagen. Solche Lifestyle-Gefährte sind vermutlich im Tal weiter verbreitet als auf dem Berg? Was besseres als Erklärung fällt mir nicht ein.

Ein gutes ÖPNV-Angebot verringert die Blechhäufigkeit eher: Ihringen (602) und Gottenheim (586) haben deutlich weniger Autos im Ort, als zum Beispiel Merdingen (675). Erstere liegen an der S-Bahn-Strecke, Merdingen nicht. Die drei sind vergleichbar, da in etwa gleich weit von Freiburg entfernt. Für Stegen würde man nach dieser Logik aber ähnliche Zahlen wie für Merdingen erwarten, tatsächlich liegt Stegen mit 561 PKW/1.000EW aber in der TopTen der Blechsparer, Merdingen in der Blechlawinen-TopTen.

Insgesamt sind das alles aber schwierige Zahlen. Der ungebremste Anstieg der PKW-Dichte und der genannte Trend zu Zweit- und Drittwagen führen dazu, dass immer mehr Karren in Gegend bzw. am Straßenrand rum stehen und damit allen im Weg sind (siehe Beitragsbild ganz oben). Es ist bezeichnend, dass immer mehr Gemeinden versuchen, dem mit Parkordnungen entgegenzuwirken. Das gelingt eher nicht. Naja, vielleicht müssen wir erst im Blech ersticken, bevor sich was ändert.

Tabelle: PKW-Dichte (PKW pro 1.000 Einwohnern) im Kreis Breisgau-Hochschwarzwald aufgeschlüsset nach den einzelnen Gemeinden. Zahlen für 2012 und 2022 und Veränderungen.

Gemeinde20122022Veränderung
Eschbach63076317,4 %
Sulzburg61769311,0 %
Eisenbach59569013,8 %
Vogtsburg6736892,3 %
Ballrechten-Dottingen6266868,7 %
Hartheim am Rhein6666862,9 %
Auggen57667514,7 %
Merdingen58867512,9 %
Neuenburg58167013,3 %
Oberried56266215,1 %
St. Märgen58566111,5 %
Buggingen59365910,0 %
Ehrenkirchen58064610,2 %
Bötzingen54064316,0 %
Münstertal5716349,9 %
Löffingen54863313,4 %
Badenweiler5846297,2 %
Sölden56062710,7 %
Buchenbach55462611,5 %
Glottertal5876266,2 %
Schallstadt5696218,4 %
St. Peter54962011,5 %
Heitersheim5646198,9 %
March5676198,4 %
Müllheim5566179,9 %
Pfaffenweiler5756166,7 %
Eichstetten53061313,5 %
Heuweiler5866103,9 %
Staufen5786095,1 %
Friedenweiler54460810,5 %
Bollschweil5836074,0 %
Schluchsee5766075,1 %
Breitnau5516069,1 %
Ihringen54160210,1 %
Lenzkirch53560211,1 %
Horben52960112,0 %
Ebringen5605986,4 %
Kirchzarten52959511,1 %
Breisach am Rhein52859210,8 %
Wittnau5855880,5 %
Au5505866,1 %
Gottenheim5505866,1 %
Titisee-Neustadt5275859,9 %
Umkirch590585-0,9 %
Stegen5155618,2 %
Feldberg5575600,5 %
Bad Krozingen5285534,5 %
Gundelfingen5465510,9 %
Hinterzarten4905154,9 %
Merzhausen493487-1,2 %