Unsere Nächstenliebe ist sehr wählerisch

Es ist großartig, wie Europa oder genauer noch die EU-Länder gerade die ukrainischen Flüchtlinge aufnehmen und sich kümmern. Es ist wirklich beachtenswert, wie bürokratische Hürden gekippt werden. Unternehmen, wie die Telekom oder Vodafone verzichten auf Telefongebühren und die jeweiligen Eisenbahngesellschaften spendieren Freifahrten. In den Kirchen finden Friedensgebete statt, es werden fleißig Spenden gesammelt und die Menschen geben reichlich.

Das ist alles umso bemerkenswerter, als die selben Staaten, Unternehmen, Menschen und Kirchen noch im Dezember zur glückseligen Weihnachtszeit weggeschaut haben, als an der polnisch-belarusischen Grenze andere Flüchtlinge an der Grenze weggeprügelt wurden und nicht wenige im Wald jämmerlich erfroren oder verhungert sind. Auch Kinder, vielleicht gerade Kinder.

Sie hatten die falsche Hautfarbe. Unsere Nächstenliebe ist sehr wählerisch.

Das Beitragsbild zeigt zwei berühmte Nächstenliebe-Darstellungen: Der barmherzige Samariter von van Gogh und eine Sankt-Martins-Szene (Freske) von Simone Martini aus der Unterkirche der Basilika San Francesco in Assisi. Bildquelle für beide: The Yorck Project (2002) 10.000 Meisterwerke der Malerei (DVD-ROM), distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH. ISBN: 3936122202.