Erneuerung beginnt (auch) unten – ein pragmatischer Ansatz

Klar muss die SPD erneuert werden und klar können wir da in Diskussionen auf Parteitagen und KDKs die Köpfe rauchen lassen. Diese Debatte ist natürlich nötig und muss geführt werden. Ich bin gespannt, was dabei rumkommt und ob sich die vielen Vorschläge auch vernünftig kanalisieren kann.

Andererseits habe ich den Eindruck, dass sie für viele alteingesessene Sozis auch nur eine wohlfeile Gelegenheit ist, mal wieder richtig Dampf abzulassen: „Damals bei Willy, da war das alles noch ganz anders …“ und so weiter und so fort.

Die meisten Ortsvereinssitzungen laufen offensichtlich genau so und werden von vielen als einziger Graus beschrieben. Die tatsächlich ja vorhandenen Neumitglieder werden sehr zügig wieder abgeschreckt oder gar nicht erst eingeladen. Welch‘ eine Verschwendung!

Ich kenne das aber aus meiner Erfahrung gar nicht und ich bin selbst Vorsitzender eines solchen Ortsvereins. Grund: Wir machen solche Sitzungen einfach nicht. Ich wüsste auch nicht wofür.

Wir machen Arbeitssitzungen mit echten Inhalten und die sind selbstverständlich zu allererst mal kommunalpolitischer Natur. Wir treffen uns immer ein paar Tage vor der nächsten Gemeinderatssitzung und eingeladen ist jeder der kommen will. Da sind dann also Gemeinderäte da, aber auch Aktive aus der Partei oder einfach solche, die uns nahe stehen. Mal sind wir zu viert, mal zu zehnt, meist irgendwas dazwischen – der ganze OV hat nur zehn Mitglieder, das ist also nicht schlecht. Themen gibt’s genug und die orientieren sich an der Tagesordnung der nächsten öffentlichen Gemeinderatssitzung ein paar Tage später und an Projekten, die wir uns für unser Dorf mittel- oder langfristig vornehmen.

Außerdem organisieren wir zwei Mal im Jahr ein Event, dass gar nichts mit Politik zu tun hat, das aber zum Dorfleben gehört. Bei uns sind das Kindersachenmärkte im Frühjahr und im Frühherbst. Das macht einen zu einer festen Größe im Gemeinwesen und das zahlt sich über die Jahre viel mehr aus, als OV-Diskussionen über die großen Linien der Pflegereform, bei denen man ja auch immer eher ins allgemeine Jammern oder ins Schimpfen auf den politischen Mitbewerber abrutscht.

Ebenso wichtig: Dokumentation. Haltet eure Webseiten aktuell, druckt sie ab und zu aus, gebt dem Zettel einen schmissigen Namen (unsere heißt „Gemeinde-Ratsam„) und verteilt es im Ort. Wer schreibt, der bleibt.

Erst wenn wir regional wieder an Bedeutung gewinnen, können wir auch überregional wieder auf die Beine kommen. Vorher wird das nix.

… und ja, dieser Weg ist sehr lang und man kommt nur sehr langsam voran.