Das will die AfD – Teil 2: Familienpolitik

Man muss sich mit der AfD politisch auseinandersetzen, so tönt es einem von allen entgegen. Na gut, dann tun wir das halt und lesen das Programm dieser Partei zur Landtagswahl. Nicht alles, aber dann halt doch so das ein oder andere.

Weiterhin gilt: Nein, ich verlinke dieses Programm nicht. Sucht es euch selbst raus. Frau Gugel findet das schon.

Heute Teil 2: Familienpolitik.

Na, das geht ja richtig gut los:

Die Familie ist die Keimzelle und das Fundament unserer Gesellschaft und Kultur. Sie ist die einzigartige Gemeinschaft, in der für unser gesellschaftliches Zusammenleben so wichtige und unabdingbare Werte wie Fürsorge, Liebe und Solidarität, Respekt und Menschlichkeit vermittelt werden.

Zwei Sätze, die man eigentlich direkt unterschreiben kann. Dann wird allerdings gleich stark eingeschränkt. Denn gemeint ist da ja nur und ausschließlich die gute alte Idylle (die es damals schon nicht war) der fünfziger Jahre: Vater, Mutter, Kinder. Jede andere Konstellation ist offensichtlich mit fähig um die zu Beginn gepriesene „Fürsorge, Liebe und Solidarität, Respekt und Menschlichkeit“ zu vermitteln. Immerhin, Lebenspartnerschaften würde akzeptiert, steht da so etwas lieblos und wirkt dabei eher deplatziert.

Überhaupt, man mag ja über die Ehe für alle denken was man will, aber ich empfinde dieses weltfremde Gefasel von der glücklichen Familie als Voraussetzung für eine gute Entwicklung der Kinder zuvorderst als ein Unverschämtheit und schallende Ohrfeige für die Alleinerziehenden unseres Landes. Denen wird doch sofort jede Befähigung abgesprochen, ihre Kinder irgendwie anständig groß zu bekommen.

Wenn man aber brav ist mit Vater, Mutter, Kind und so, dann wird das Füllhorn ausgeschüttet: Alles was das Steuergesetz so hergibt wird auch großzügig angepasst. Aus der Herdprämie, pardon Betreuungsgeld wird sogar ein Erziehungsgehalt! Klasse, Frauen zurück an den Herd. Jede Zeile atmet genau diese Aussage.

Wobei, vielleicht muss man auch etwas vorsichtiger sein. Denn es gibt ja noch das Kapitel 5, in dem es um die Finanzen geht. Und da steht ganz unten auf Seite 26 der entscheidende Satz:

Zur Einhaltung der Schuldenbremse stehen alle programmatischen Forderungen der AfD unter einem Finanzierungsvorbehalt.

Aha. Ich habe da so einen Verdacht, wo im Zweifelsfall die Axt angesetzt wird. Aber es kommt ja vielleicht auch auf den guten Willen an.

An manchen Stellen widerspricht sich das Programm gar noch selbst. So steht schon in den einleitenden Zeilen zu diesem Kapitel der schöne Satz:

Der Staat darf sich nur in begründeten Ausnahmefällen in familiäre Angelegenheiten einschalten.

Gemeint ist natürlich wieder das über allem stehende Kindeswohl. Sonst scheint das aber eher weniger das Problem: Denn um die schrecklich hohe Scheidungszahl runter zu kriegen, soll das Schuldprinzip wieder eingeführt werden. Der Richter soll also wieder entscheiden, wer es verbockt hat. Das hat ja früher schon so toll geklappt.

Gänzlich skurril sind allerdings die Kapitel zur „Familien- und Geschlechtserziehung“. Da ist der Schritt zur Verschwörungstheorie aber nicht mehr weit. So steht da zum Beispiel zum Thema Sexualaufklärung in Schulen:

Visuelle Darstellungen und Beschreibungen von sexuellen Praktiken sowie praktische Übungen lehnen wir für Schüler jeglichen Alters ab.

Die glauben scheinbar wirklich, wir wollen den Werkraum im Schulkeller zum S&M-Verlies umbauen. Für’s Schulpraktikum. Das will ich gar nicht weiter kommentieren.

Das Fazit ist einfach: Es hat schon einen Grund, warum sich in der potentiellen Wählerschaft der AfD gerade mal 2% Frauen finden.

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